Donnerstag, 29. November 2012

Thut jeder sich laben an Gottes herrlichen Gaben!

(Foto: R. Schreg)
Ein kleiner Lesefund im Pfarrgarten von Bräunisheim - sicher keiner, der in der Frage der Siedlungsentwicklung groß weiter hilft. Dazu ist er zu jung. Und trotzdem scheint er einen Blogpost wert. Es handelt sich um Steinzeug, innen weiß glasiert, außen mit einer matten Oberfläche und einer Inschrift.

Die Wandscherbe lässt sich schon durch eine Google-Suche anhand einschlägiger Angebote im Antiquitätenhandel identifizieren als ein 1897 in Mettlach bei Villeroy & Boch produzierter Bierkrug mit einem Volumen von 1/2 Liter. Außen war er mit einer Reliefauflage mit Weinranken verziert. Gegenüber dem astförmigen Henkel befindet sich eine Schrifttafel, die von einer Dame und einem Ritter gehalten werden.
Die Inschrift lautet demnach:
"Bei Singen und Sagen
Nach Mühen und Klagen
Thut jeder sich laben
An Gottes herrlichen Gaben!"

Die erste Idee, dass man es hier im Garten des Pfarrhauses sicherlich mit einem Objekt mit religiösem Hintergrund zu tun hätte, ist also grundlegend falsch -  eine Warnung vor entsprechenden, gar nicht so seltenen Indizienschlüssen! Andererseits wird das Stück erst durch den Fundort im Pfarrgarten kontextualisiert und zu einem Zeugnis des Milieus eines Dorfpfarrers (wenn auch mit gewissen quellenkritischen Unsicherheiten in Bezug auf frühere Verlagerungen).


Links
Mit Dank an Miriam Surek für die Identifizierung des Stücks und an A. Korpiun für die Aufmerksamkeit.

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