Samstag, 18. August 2012

Berufsverbot für Wissenschaftler - Auswirkungen in der Archäologie?


Ein Journalist (Jan Rübel) sucht Betroffene des vor 10 Jahren in Kraft getretenen neuen Hochschulrahmengesetzes:

Das Hochschulrahmengesetz als Karrierekiller gibt es doch sicher auch in der Archäologie in einiger Zahl. Ziel des Gesetzes war es, Zeitarbeitsverträge an den Universitäten zugunsten fester Stellen zu reduzieren. Wissenschaftler dürfen nur sechs, in Ausnahmen maximal zwölf Jahre nach abgeschlossener Promotion an Universitäten und Forschungseinrichtungen auf befristeten Stellen beschäftigt werden. Danach sollen sie, wenn sie es bis dahin nicht zur Professur geschafft haben, Platz machen für den neuen wissenschaftlichen Nachwuchs.
In der Archäologie gab es aber ja viele Kollegen, die sich von Projekt zu Projekt durchgehangelt haben - und viele Forschungsprojekte, die nur so möglich waren (und bei denen es unsinnig wäre, immer auf neue, unerfahrene Absolventen zurück zu greifen). Die im Wissenschaftszeitvertragsgesetz eingeführte Ausnahmeregelung für Drittmittelprojekte schließt die für die Archäologie wichtigsten Projektförderung über DFG- und EU ja aber meines Wissens immer noch aus.

Vielleicht finden sich ja (Ex-)Kollegen, die sich bei dem Journalisten melden und dazu eigene Erfahrungen aus der Perspektive der Kulturwissenschaften und speziell der Archäologie in den Report einbringen können.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie der Potsdamer Arbeitsstelle Kleine Fächer, publiziert in der Januar-Ausgabe von "Forschung & Lehre" (direkt als pdf). Demnach sind in den archäologischen Fächern in den Jahren von 1997 bis 2011 zehn Prozent der Professorenstellen gestrichen worden. Gab es 1997 bundesweit noch 146,5 Stellen, sind es heute nur noch 132,5 Professuren, bezogen speziell auf die Ur- und Frühgeschichte 44 im Jahr 1997 und heute 39,5. Die Archäologie des Mittelalters gewann stolze 40% dazu, was in der Realität aber nur einen Zuwachs um eine Stelle bedeutet 3,5 Professuren heute statt 2,5 im Jahre 1997.
Dabei ist nicht berücksichtigt, dass viele der neu geschaffenen Stellen eher unattraktiv sind: Junior-Professuren oft ohne tenure track und damit ohne die Möglichkeit, wirklich Fuß zu fassen oder Stellen in Personalunion, die (ohnehin immer mehr administrative) Universitätsprofessuren mit Leitungsaufgaben an anderer Stelle verbinden.

Links
  • mit dem Beitrag "Habilitation versus Tenure" von H. Kreckel, S. 12ff., der mit Graphik Abb. 1 die dominierende Rolle befristeter Stellen an den deutschen Universitäten aufzeigt
  • und der Studie zu den kleinen Fächern "Manövriermasse" von N. Franz


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